Donnerstag, 19. September 2013

Die Wand

Heute morgen wachte ich auf mit diesem Bild im Kopf: 
So dünn wie diese Kunststoffschüssel ist die Trennung zwischen „Gut“ und „Böse“. Ja, ‚mensch’ sieht sogar die andere Seite und kann schemenhaft den Hintergrund erkennen. Niemand sollte sich so sicher sein, dass diese Trennung zwischen dem, was vordergründig als „gut“ erscheint, nicht im nächsten Moment umschlagen kann und sich als „Zuviel-des-Guten“ herausstellen kann und dann eben nichts Gutes mehr bewirkt.
Die einzige Hoffnung und das Maß, welches sich als gesund und gut herausstellt, ist immer wieder nur das Göttliche und die Hinwendung dorthin. Warum?
Weil ich als Mensch weiß, dass ich nur durch die Kenntnis von und Zuwendung zu diesem Gott und Seiner Botschaft geschützt bin vor den Versuchungen und Handlungen, welche mich ins Verderben führen. Ich bekomme das immer wieder hautnah vor Augen geführt.
Gestern war ich bei der Witwe eines Bankdirektors und sollte seinen Computer mit einem neuen Virenprogramm schützen. Dabei stieß ich, wie Gottes Fügung das wollte, auf eine CD, auf welcher Nacktaufnahmen mit sehr deutlich pornographischem Inhalt gespeichert waren.
Wie peinlich und merkwürdig berührend – ja verletzend – das sein kann und was es mit der Vorstellung von Liebe machen kann, als der reinen und erfüllenden Begegnung zweier Menschen; als dem höchsten Geschenk, was sich zwei Menschen jemals geben können, brauche ich, glaube ich, dazu nicht weiter ausführen.
Ich weiß aber auch, was es bedeutet, von dieser Liebe sich ausgeschlossen zu fühlen und kenne die Gedanken und Gefühle, welche sich in einem Menschen breit machen können, der dieses höchste Geschenk der menschlichen Liebe untereinander entbehren muss. Ich kenne die drängende Kraft, welche sich einstellt, wenn dieses Bedürfnis unerfüllt bleibt, diese Liebe sich nicht mitteilen darf.
Ich weiß um die Verdrehtheit und den Groll, welche sich aufbauen, sobald diese Regungen unterdrückt werden müssen und das Objekt der Sehnsucht zum reinen Objekt der Abreaktion dieses Impulses verkommt. Da bleibt nichts von der Zartheit und liebevollen Zugewandtheit übrig. Alles verkehrt sich in giftigen Zorn und das Bedürfnis jemanden leiden sehen zu wollen, stellvertretend für die Zurückhaltung und das Abgelehntsein, welche dieser Körper in der Entbehrung körperlicher Nähe erfährt.
Ja, die Trennwand ist dünn und schemenhaft erkennt ‚mensch’ das Dahinterliegende.
Gern ist ‚mensch’ versucht, das „Böse“ in der Welt beim Anderen zu erkennen – nicht bei sich selbst.
Bis, ja bis ‚mensch’ selbst sich in einer solchen Situation wiederfindet. Dann hilft allerdings nur noch die Gnade Gottes, welche ihn, wie diese Schüssel umgibt und trennt und ihn hoffentlich davor bewahrt, selbst ein Opfer des Bösen zu werden und zum Täter zu verkommen.   

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