Mittwoch, 30. Januar 2013

WasWirdSein


Was wird sein?

Oder: Der scheinbar sinnlose Kampf gegen bestehende Verhältnisse

Visionäre hat es zu allen Zeiten gegeben. Propheten waren eine spezielle Erscheinung in der jüdischen Tradition. Es waren Menschen, welchen die Gabe nachgesagt wurde, sie haben Kontakt zu einer Höheren Macht, bei welcher die Zukunft schon sichtbar sei und das, was sein wird, könne nur dann sich anders gestalten, wenn die herrschende Macht auf Erden sich besinne und eine andere Richtung einschlage. 

Eine solche Geschichte ist im Buch Jona im Alten Testament aufgeschrieben. Der Prophet selbst scheut vor dem Auftrag zurück, der Stadt Ninive und ihrem Herrscher entgegen zu treten und die Nachricht, welche Gott für sie hat, zu überbringen.
Aber die Flucht vor dem Auftrag misslingt. Das Schiff, auf welchem Jona vor Gott fliehen möchte, gerät in einen Sturm, der sich erst wieder legt, als Jona über Bord geworfen wird.
Jona wird von einem Wal geschluckt und nach drei Tagen wieder an Land ausgespuckt. 

Nun, dieser Prophet hatte großes Glück: Er fand eine gottesfürchtige Stadt und einen gottesfürchtigen König vor. Als er in Ninive ankam und dort rief: „Noch vierzig Tage, und Ninive wird untergehen!“, da wurde ein großes Fasten ausgerufen und der König selbst hüllte sich in Bußgewänder und alle riefen den Herrn an – mit Ausdauer, wie es in der Schrift heißt.

Tun wir so etwas heute noch? Wie ist das heute? Wie kann heute noch jemand behaupten, die Zukunft zu kennen? Und wenn: Würde es irgendjemand zur Umkehr, weg von seinem Treiben, bewegen, wenn da jemand den Untergang prophezeite?
Wir alle wissen, welch große Schäden unser Handeln an der Welt verursacht hat. Klimawandel, vermehrtes Artensterben, Luftverschmutzung, Hitze-und Kältewellen und Überschwemmungen, um nur einige der Faktoren zu nennen, die das Leben auf dieser Erde bereits schon spürbar verändert haben und bedrohen. 

Und andere Tatsachen, die zeigen, dass der Mensch mit Seinesgleichen immer noch nicht so umgehen kann, dass vermeidbares Leid verhindert werden könnte, welches durch Krieg und Hunger in der Welt ist.
Da braucht es eigentlich keinen Propheten mehr, wie damals zu Jona`s Zeiten, der sagen könnte: Noch vierzig Tage ... . Ich vermute, es bräuchte Tausende von Jonas Art, welche all die Städte besuchen müssten, um die Nachricht deren Untergangs zu verkünden. Und es gibt auf der anderen Seite auch nicht mehr die Gottesfurcht, welche Ninive dazu bewegte, das schädliche Treiben zu beenden. Ist das tatsächlich so? Gibt es keinen Glauben mehr in der Welt? Woran glauben die Menschen heute? 

In einer Rede eines Indianers zur Zeit der Gründerjahre Amerikas hören wir: „Wovon träumt der weiße Mann?“ Schon dort wird ein mit der Natur nicht verträgliches Vorgehen angesprochen, welches sich auf diesem Kontinent breit machte und sich seitdem auch nicht geändert hat. 
Ich will jetzt aber nicht speziell Amerika als Umweltsünder Nummer eins anprangern, sondern bleibe in meinem Land und vor meiner Haustüre und frage: Was wird sein?
Haben all die positiven Ansätze von Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine Chance, die Katastrophe aufzuhalten, welche durch unser Konsumverhalten eingerührt worden ist?  Oder sind das alles nur Halbherzigkeiten von welchen wenig Rettung zu erwarten ist? 
In der Bibel ist die Rede von einem Fasten, das ausgerufen und offenbar auch eingehalten wurde; sonst wäre diese Geschichte nicht aufgeschrieben worden: Ninive überlebte nur, weil Jona zu ihnen ging und weil sie sich nach dieser Prophezeiung besannen und fasteten
Bisher ist die Katastrophe in unserer heutigen Zeit ausgeblieben. Ist sie das wirklich? Von immer stärkeren Tornados und Hurrikans höre ich. Und die Zahl der Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen pro Jahr steigt. Die Natur holt sich erbarmungslos zurück, was wir ihr abgetrutzt haben. 
Noch können wir keinen wirklich bevorstehenden Weltuntergang wahrnehmen. Ich frage mich jedoch: Was braucht der Mensch noch an Warnungen, um endlich zu deutlich stärkeren Maßnahmen, wie zum Beispiel dem Fasten, zu kommen und dieser sichtbar und spürbaren Entwicklung entgegen zu wirken? 
Wir vertrauen heute einem Fach, das wir Wissenschaft nennen. Also nicht mehr der Kontakt zur Höheren Macht ist heute vorrangig, sondern das eigene Wissen, die Beobachtung und Erkenntnis von Naturgesetzen ist es, welche unser Verhalten weitestgehend formt und beeinflusst. 
Doch frage ich mich: Ist diese Wissenschaft in der Lage, Entwicklungen, welche zur Katastrophe führen können, aufzuhalten? Wie weit ist dieser „neue Glaube“ in der Lage, die an ihn Glaubenden so zu steuern, dass sie vor Katastrophen bewahrt bleiben?
Hat uns diese Wissenschaft blind oder größenwahnsinnig gemacht? Mit der Einstellung, alles zu wissen, alles „im Griff“ zu haben, ja praktisch Herr über Leben oder Tod zu sein, können einem, so sage ich mal, durchaus Fehler passieren! 
Die kleine Geschichte vom Bauern, der eine Zeit lang so sein durfte wie Gott und das Wetter bestimmen durfte, dabei aber den Wind als Kraft zur Bestäubung des Weizens vergaß, zeigt eindringlich, wie schnell die Grenzen des eigenen Horizonts erreicht sind und notwendige Dinge und Zusammenhänge übersehen werden können.


Ich glaube immer noch, dass uns die Geschichte von Jona und der Stadt Ninive durchaus heute noch etwas zu sagen hat. Es gibt keinen Jona mehr – es gibt auch keinen gottesfürchtigen König und kein gottesfürchtiges Volk mehr. Aber: Wie die Geschichte in der Bibel zeigt, hat nur eines vor der Katastrophe bewahrt – und das war ein konsequenter Verzicht auf das „Immer-mehr-desselben“, das Fasten. Nur die Umkehr vom schädlichen Tun hat letztlich aus der Katastrophe geführt. 



Und das, liebe Mitmenschen, ist es, was ich hier und heute noch einmal öffentlich machen und daran erinnern möchte. 

Michael Lamprecht, Berlin, 31.01.2013












Mittwoch, 16. Januar 2013

Altenpflege


Altenpflege?   Familienbande!


Gestern war ich im JobCenter bei meinem Arbeitsberater. Ich wollte eine Förderung für eine Weiterbildung beantragen zum Heilpraktiker.
Die Antwort war: „Sie sind selbständig und ich darf Sie nicht fördern, aber ich hätte da eine Ausbildung für ein halbes Jahr zum Altenpfleger anzubieten.“
Ist es nicht merkwürdig? Ich möchte die Menschen mit einem von mir selbst gewählten Beruf genau davor bewahren, in den „burn out“ zu rennen, wie ich das vor Jahren tat.
Aber mir wird eine Ausbildung von 2000 € nicht gewährt, die mich dafür qualifizieren würde.
Für eine Ausbildung zum Altenpfleger, welche mit Sicherheit das fünffache kostet, wäre Geld für mich da!
Und ich bin 62 Jahre alt und habe nach der Ausbildung noch maximal zweieinhalb Jahre, diesen Beruf auszuüben.
Als Heilpraktiker könnte ich allerdings noch ein paar Jahre länger wirken, weil ich in der Selbständigkeit selbst entscheide, wann ich mich altershalber zurückziehe!
Das ist nur eine Ungereimtheit in den Merkwürdigkeiten unserer Gesellschaft.
Ich habe zur Zeit eine Freundin, welche aus Russland kommt. Sie erzählte mir erst vor kurzem, wie das in ihrer Heimat mit den familiären Verhältnissen sei.
Da wohnen die Eltern, Großeltern und Kinder noch zusammen in einem Haus.  Und selbstverständlich sorgen die Kinder mit für den Haushalt und unterstützen die Mutter bei den im Haus anfallenden Arbeiten. 

Die Großeltern passen auf die Kinder auf, wenn die Eltern zur Arbeit gehen und da wird keine Oma, oder der Opa ins Altenheim geschickt, wo sie oder er unter fremden Menschen leben muss und sich von fremden Menschen pflegen lassen muss!
Ich habe davon gehört, dass das bei uns irgendwann auch einmal so war  – irgendwann vor dem Krieg. Ja, irgendwann bevor das alles los ging mit dem Wahnsinn, sich selbst und die Verbindung zur Familie aufzugeben und im Geldverdienen und Konsumieren den Sinn des Lebens wiederfinden zu müssen.
Da war einmal so etwas, wie eine heile Welt, eine Familienstruktur, Menschen die füreinander da waren und füreinander einstanden.
In amerikanischen Serien, welche wir später dann im Fernsehen sahen, wurden uns diese Ideale vorgespielt, wie in „Vater ist der Beste“, oder „Lassie“, „Mein Freund Flipper“ und „Unsere kleine Farm“. 

Ich kann mich an die Wehmut entsinnen, welche ich beim Zuschauen empfand. Der Verlust und das ungelebte Leben in dieser Erfahrung wurde mir erst sehr viel später bewusst; das, was mir in meinem Leben gefehlt hatte und an was ich auf diese Weise so schmerzlich erinnert wurde.
Heute, nach über dreißig Jahren schwerer und schmerzlicher seelischer Aufarbeitung meines Lebens, kann ich zum ersten Mal bewusst sagen, dass ich dankbar dafür bin, in ein solches Tief in meinem Leben gefallen und bewahrt geblieben zu sein. 
Heute kann ich sagen, dass ich die Entwicklung, welche unsere Gesellschaft genommen hat, als ziemlich verrückt und "aus dem Lot" empfinde und ich nur wünschen kann, dass wir insgesamt den Weg zurück zu einer  Normalität, welche auch Gesundheit und Heilung bedeutet, finden.